„So ein Mist“, hört man die Leute sagen, wenn ihnen etwas missglückt.
Auf mich trifft diese Bedeutung im Moment nicht zu, obwohl ich mein Auto gerade vor einem großen Haufen Mist geparkt habe. Mit meinem Sohn bin ich heute nach der Schule noch mit dem Fahrrad zum „Moserhof“ gefahren. Nachdem ich den ganzen Tag das Brummen von drei PCs und unzählige Telefonate in den Ohren hatte, genieße ich die Landluft hier draußen. Ja, es entspannt mich sehr und es hilft mir wirklich ab- und umzuschalten.
Links neben mir grunzen glückliche Schweine und zu meiner Rechten springen übermütige Ziegen herum. Sie haben bereits das erste Frühlingsgras genossen und vor lauter Energie wissen sie nicht mehr wohin damit. Obwohl, brauchen sie es eigentlich zu wissen?
Nein, das regelt hier alles die Natur. Die Ziegen brauchen sich da keinen Kopf zu machen. Nachher gibt es frisches Futter und einen Schlafplatz für die Nacht.
Es gefällt mir, nach einem anstrengenden Tag – der mich viel Sitzfleisch gekostet hat – das Naturschauspiel hier erleben zu können. Zu verdanken habe ich das meinem Sohn Luka, der meinte, wir sollen heute unbedingt noch zu den Ziegen. Schon als Baby war ich mit ihm auf „der ländlichen Bühne des Lebens“ unterwegs. Mittlerweile ist er 12, und er weiß, wo die Milch, der Käse und das Fleisch herkommen. Wobei das mit dem Fleisch so eine Sache ist, denn von klein auf ist er Vegetarier. Ihm sind die Tiere auch lieber, wenn sie lebendig sind. Auf dem Teller kann er mit ihnen nicht so gut kommunizieren.
Zurück zu mir: Also im Büro waren meine Gedanken zielgerichtet, meine Zeit war komplett durchorganisiert, und sie war in Minuten und fast sogar in Sekunden eingeteilt. 50 Emails waren zu bearbeiten, Altes zu sichten und Neues auszuloten. Filme wurden geschnitten, Briefe geschrieben, neue Kontakte geknüpft und Cappuccino verzehrt. Eigentlich ein guter Tag. Ich kann zufrieden sein. Aber, es fehlte noch etwas. Ein gewisser Ausgleich…
Hier auf dem Ziegenhof ist mein Blick nicht nur auf eine Sache gerichtet, sondern meine Wahrnehmung ist breiter, größer, tiefer. Das tut gut. Klar, ich habe hier natürlich keine besondere Aufgabe, außer dass ich meinen Sohn begleite. Ich sitze im Auto und tippe meine Gedanken in den Mac. Mein Blick schweift von den Ziegen über die Felder, hinüber zu den Obstbäumen, denen man schon ansieht, wie die ersten Triebe sich zum Licht hinstrecken. Es ist ja gerade Frühling und die warmen Tage haben die Natur belebt. Schön, wie alles aufblüht.
Auch bei den Menschen ist ein gewisser Auftrieb zu spüren, seit die Sonne scheint und die Temperaturen wieder steigen. Der Winter war dieses Mal besonders kalt. Licht, Natur und Tiere sind gerade jetzt wirkliche Kraftspender für mich. Ja, sie sind unverzichtbare Positiv-Faktoren im persönlichen Stimmungs-Management.
Mein Tipp für Sie: Wenn Sie demnächst mal wieder einen Misthaufen sehen, nehmen Sie sich Zeit und verweilen Sie in seiner Nähe. Ich kann mir vorstellen, auch Sie können in seinem Umfeld neue Kraft schöpfen, entspannen und Ihre Gedanken neu justieren.
Gutes Gelingen in allen Dingen
Ihr Thomas Drach